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Ein folgenschweres Fahrmanöver eines LKW-Fahrers führte am Samstagnachmittag (21.06.) zu einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 507 in Höhe der Breidtersteegsmühle, verbunden mit einer knapp zehnstündigen Vollsperrung. Gegen 16.15 Uhr befuhr der 55-jährige Windecker das Jabachtal von Donrath kommend in Richtung Pohlhausen. Laut Polizei hatte er sein Gespann an der stationären Tempoüberwachungs-Anlage abrupt nach rechts gelenkt, angeblich weil ein vorausfahrendes Auto stark abgebremst hatte.
Das aus einem 7,5-Tonner 'Iveco Eurocargo' und einem beladenen Flachbett-Tandem-Anhänger bestehende Gespann geriet über den auf dem Seitenstreifen verlaufenden Radweg in die Leitplanke, die auf einer Länge von rund 20 Metern niedergedrückt wurde. Nur mit Glück kippte der Anhänger nicht in den hier unmittelbar parallel zur Fahrbahn verlaufenden, rund zwei Meter tiefer gelegenen Jabach. Nach Aussagen der Polizei habe der Anhänger zu diesem Zeitpunkt leicht quergestanden.
Die rechten Räder des Hängers prallten gegen den Betondeckel des Jabach-Durchlasses, der hier die Fahrbahn unterquert. Offenbar hatte der Fahrer inzwischen stark gegengelenkt, so daß das Gespann quer über beide Fahrspuren fuhr und erst in einem großen Bogen unter Benutzung der vollen Breite des linksseitigen Radwegs wieder abgefangen und zurück auf die eigene Fahrspur gelenkt werden konnte.
Zu diesem Zeitpunkt kam dem LKW eine Gruppe von vier Motorrädern der Marke 'Harley Davidson' entgegen, die gerade die langgezogene Linkskurve vor der Breidtersteegsmühle durchfahren hatten. Durch das außer Kontrolle geratene LKW-Gespann war ihnen der Weg vollständig blockiert. Eine Kradfahrerin und ein Kradfahrer stürzten oder brachten ihre schweren Maschinen zu Fall, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Auf dem Asphalt war eine rund 25 Meter lange Bremsspur zurückgeblieben.
Die 59-jährige Frau aus Düsseldorf, die nach übereinstimmenden Zeugenaussagen zumindest noch leicht mit dem Anhänger in Kontakt gekommen sei, zog sich bei dem Unfall schwere Verletzungen zu. Nach Auskunft der Polizei war Lebensgefahr nicht ausgeschlossen. Nach der Erstversorgung durch den Rettungsdienst wurde sie mit einem oberhalb - auf der zum Ortsteil Winkel führenden Nebenstraße - gelandeten Rettungshubschrauber zum Klinikum nach Köln-Merheim ausgeflogen.
Ihr ebenfalls gestürzter 54-jähriger Lebensgefährte blieb ebenso wie der LKW-Fahrer unverletzt. Die beiden anderen Motorradfahrer der Gruppe hatten ihre Maschinen noch rechtzeitig abbremsen können. Rettungsdienst und Polizei wurden von der alarmierten Löschgruppe Breidt der Freiwilligen Feuerwehr bei der Absperrung der Unfallstelle unterstützt. Diese umfasste, wie spätere Messungen ergaben, eine Gesamtlänge von knapp 140 Metern.
Aufgrund der Schwere der Verletzungen der Kradfahrerin zog die Kreispolizei mehrere spezialisierte Dienststellen hinzu. Zur Auswertung und Dokumentation der äußerst umfangreichen Spurenlage wurde ein Unfallaufnahme-Team aus Wuppertal angefordert, das bei seiner mehrstündigen Arbeit unter anderem eine Drohne einsetzte. Zum beweissicheren Auslesen des Fahrtenschreibers des LKW kamen Beamte der Autobahnpolizei hinzu, die mit der Überwachung des Güterverkehrs betraut sind.
Es wurde festgestellt, daß es sich bei der abgedeckten Ladung des Anhängers um eine mit Tisch und Sitzen ausgestattete offene Gondel handelte, mit der gastronomische Events durchgeführt werden, indem die Konstruktion von einem Autokran in luftige Höhe gezogen wird. Diese Form der Bewirtung ist unter dem Markennamen "Dinner in the Sky" bekannt (siehe dazu
Wikipedia-Seite ).
Beim Auftreffen auf den schon erwähnten Betondeckel des Bach-Durchlasses und das zugehörige Brückengeländer riss mindestens einer der zur Fixierung eingesetzten Spanngurte, das Ladegut verschob sich seitwärts um rund 40 Zentimeter nach rechts. Ein großer Teil des Brückengeländers wurde abgerissen und quer über die Straße geschleudert oder mitgeschleift - es fand sich auf dem gegenüberliegenden Radweg wieder.
Am LKW wurde die rechte Seite des hinteren Unterfahrschutzes abgerissen und umgebogen. Am Flachbett-Anhänger entstanden augenscheinlich verschiedene strukturelle Schäden. Die beiden rechten Reifen waren zerfetzt, die Felgen stark verformt. Auch die Ladung selbst war betroffen, ein Einzelsitz der Gastro-Krangondel war abgetrennt worden und drei Meter tief in das Bett des Niedrigwasser führenden Jabachs gestürzt.
Im Rahmen der Unfallaufnahme wurden die auf dem Asphalt, der zerstörten Leitplanke und den Nebenanlagen entstandenen Spuren mehrfarbig markiert und durchnummeriert. 38 unterschiedliche Spuren konnten so dokumentiert werden, zusätzlich die Beschädigungen an beiden Fahrzeugen. Dazu kam auch eine Drohne zur Anwendung, die Aufnahmen aus der Luft anfertigte. Auf den zusätzlichen Einsatz eines 3D-Scanners - ein aufgrund der Länge der Unfallstelle zeitaufwendiges Verfahren - konnte verzichtet werden.
Dennoch dauerte die Unfallaufnahme bis gegen 22 Uhr an. Erst danach wurden die Abschlepp-Unternehmen zum Abtransport der beiden Fahrzeuge beauftragt. Das Motorrad ließ die Polizei sicherstellen, den LKW samt Anhänger zwecks nachfolgender Untersuchungen beschlagnahmen. Nach den Verladearbeiten konnte die Jabachtalstraße erst gegen 2 Uhr in der Nacht - somit nach fast zehn Stunden Vollsperrung - wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Schon vorab hatten die Ehrenamtler/innen der Feuerwehr die Fahrbahn gereinigt, um die Verkehrssicherheit wiederherzustellen. Der städtische Bauhof hatte Warnbaken zur Unfallörtlichkeit gebracht, um die Gefahrenstelle der nun unwirksamen Leitplanke abzusichern. Die ablenkend wirkenden Farbmarkierungen der Polizei werden noch mindestens bis zum nächsten Regenschauer überdauern. (cs)



























