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Nach zweijähriger Planungs- und Bauphase ist im Sommer das neue Drehleiter-Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr in Lohmar eingetroffen. Vor rund zwei Monaten wurde sie in den aktiven Dienst übernommen, nachdem die notwendigen Schulungen der Feuerwehrleute absolviert waren. Doch was geschieht mit dem 20 Jahre alten Vorgängermodell, das im Falle eines Weiterbetriebs erhebliche Kosten für die alle zehn Jahre fällige technische Hauptuntersuchung verursacht hätte ?
Der Hersteller 'Magirus' - derzeit eine auf Feuerwehr-Fahrzeuge spezialisierte Tocherfirma des 'Iveco'-Konzerns - hatte der Stadt Lohmar einen Rückankauf angeboten. Sie bezifferte den Restwert der Drehleiter auf 55.000 Euro. Interesse bekundete auch die portugiesische Partnerstadt Lohmars, Vila Verde im nordportugiesischen Distrikt Braga. 30.000 Euro hatte die dortige Stadtverwaltung dafür im Etat, die örtliche Freiwillige Feuerwehr ('Bombeiros Voluntários Vila Verde') stockte die Offerte auf die von 'Magirus' gebotenen 55.000 Euro auf.
Die ansonsten gut ausgestattete Feuerwehr der Partnerstadt, die vor Ort auch den Rettungsdienst betreibt, besitzt selbst eine stark veraltete Drehleiter auf dem Fahrgestell eines betagten Rundhaubers. Allerdings stehe diese aufgrund ihrer Reparatur-Anfälligkeit seit Jahren kaum für Einsätze zur Verfügung, heißt es aus Reihen des Partnerschaftsvereins 'plus Europa'. Der Erwerb der ausgemusterten Lohmarer Drehleiter würde also eine Lücke schließen.
Anfang dieser Woche war eine Delegation aus der Partnerstadt in Lohmar, die das hier ausgemusterte Fahrzeug nochmals in Augenschein nahm und technisch überprüfte. Am Montag und Dienstag wurden auch verschiedene Übungen durchgeführt, um das Gerät unter Anleitung der Lohmarer Kameraden im Einsatz kennenzulernen. So wurde etwa am Montag die Rettung einer Person von einem Schornstein in Donrath durchgespielt.
Für die Laufleistungen vieler in Portugal eingesetzter Feuerwehr-Fahrzeuge gleichen die in Deutschland ausrangierten Modelle eher Neuwagen, so war zu erfahren. Die 'Magirus'-Drehleiter hat zum Beispiel erst knapp 25.000 Kilometer auf dem Tacho. Dies ist mit dem Umstand zu erklären, daß das Fahrzeug in seinen 20 Jahren Dienstzeit in Lohmar zwar oftmals, zumeist aber nur im Kurzstreckenverkehr zum Einsatz kam. Auch überörtliche Unterstützungen in den Nachbargemeinden wurden seltener, seitdem alle Kommunen im Umland über eigene Drehleitern verfügen.
Nach der technischen Überprüfung und dem Übungsprogramm stand am Dienstagnachmittag die Unterzeichnung der Kaufverträge im Lohmarer Rathaus an. Bürgermeisterin Claudia Wieja und der Präsident der Feuerwehr von Vila Verde, Paulo Renato, besiegelten die Übernahme des Spezialfahrzeugs mit ihren Unterschriften. Dem offiziellen Akt wohnten Vertreter des Partnerschaftsvereins und der Feuerwehren aus Portugal und Lohmar bei.
Die "alte" Drehleiter wird die 2.075 Kilometer weite Reise in den Norden Portugals allerdings nicht auf eigenen Rädern antreten. Vielmehr wird sie auf einen Flachbett-Tieflader verladen und gen Südwesten transportiert. Vor Ort soll sie dann direkt in eine Werkstatt gehen, um überholt zu werden. So sollen sicherheitshalber die Stahlseile des ausziehbaren Leiterparks erneuert werden. Mit auf die Reise nach Portugal gehen auch Zubehör wie ein Stromgenerator und eine Krankentrage sowie Rollstühle und Rollatoren. Diese seien hier leichter zu beschaffen. (cs)
Ältere Meldung zum Thema :
Neuerwerb soll 18 Jahre altes Drehleiter-Fahrzeug ersetzen
08.06.2021 - Das beim Löschzug Lohmar stationierte Magirus-Drehleiter-Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr ist momentan 18 Jahre alt. Die planerische Lebenserwartung solcher Spezialfahrzeuge wird mit 20 Jahren angegeben. Zu diesem Zeitpunkt, so die Stadtverwaltung, sei auch eine technische Hauptuntersuchung fällig, die alle zehn Jahre ansteht und erhebliche Kosten verursachen würde. Eine Weiternutzung der Drehleiter würde zudem schwer kalkulierbare Reparaturkosten und zukünftige Ausfallzeiten riskieren, die kurzfristig nicht durch Leihfahrzeuge kompensiert werden könnten.
Zusammen mit Sanierungskosten von 126.000 Euro werden für eine fünfjährige Weiternutzung des Bestandsfahrzeugs Kosten von rund 177.000 Euro kalkuliert. Dabei ist aber nicht vorhersehbar, wie lange die Lebenszeit verlängert werden kann. Hinzu kommt, daß das Fahrzeug aufgrund seines Alters schon jetzt nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Moderne Drehleitern besitzen genauere Steuerungen, größere Arbeitskörbe und höhere Nutzlasten, außerdem sind sie zumeist mit einem zusätzlichen Gelenk im Leiterpark ausgestattet. Diese Faktoren verbessern die Einsatzmöglichkeiten in vielen Situationen.
Alternativ wurden die Beschaffung eines Neufahrzeugs sowie die eines Vorführmodells eines Herstellers durchgerechnet. Die Kosten für ein Neufahrzeug liegen bei 825.000 Euro, die eines Vorführfahrzeugs bei 775.000 Euro. Zusammen mit Nebenkosten für die Ausstattung und die anfallenden Zinsen ergibt sich bei einer 20-jährigen Nutzung eine finanzielle Belastung von geschätzt 44.000 Euro beziehungsweise 41.400 Euro jährlich. Eine Sanierung und Weiternutzung der alten Drehleiter wird mit jährlichen Kosten von 35.400 Euro beziffert, dies aber mit höherem Reparatur- und Ausfallrisiko.
Aus diesen Gründen haben die Feuerwehr und die Stadtverwaltung dem städtischen Haupt- und Finanzausschuß die Neubeschaffung eines Drehleiter-Fahrzeugs angeraten. Aufgrund eines Beschaffungszeitraums von bis zu zwei Jahren für die Planung, das Ausschreibungs-Verfahren und die Bauzeit des Fahrzeugs war eine zeitnahe Entscheidung angeraten, um das Altfahrzeug beim Erreichen des Alters von 20 Jahren ausmustern zu können. Der Ausschuß folgte dem Beschlußvorschlag einstimmig, zeitnah eine Ausschreibung zur Beschaffung eines modernen Drehleiter-Fahrzeugs vorzunehmen, wobei die Option eines Vorführmodells von der Verfügbarkeit abhängig ist. (cs)