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In den letzten Jahren entstanden neue Wohngebiete, aber auch Gewerbeobjekte in den Siegburger "Bergorten", in Neunkirchen-Seelscheid und Much sowie auf dem Breidter Rücken. Auch in Birk ist neue Wohnbebauung im Ortszentrum geplant. Mehr Bevölkerung bedeutet aber auch eine Zunahme des Verkehrs auf der vielgenutzten Pendlerroute nach Siegburg, Troisdorf, Sankt Augustin und Bonn. Dabei ist die Zeithstraße (B 56) - insbesondere auf dem Abschnitt zwischen Lohmar-Heide und Siegburg-Stallberg - zu Zeiten des Berufsverkehrs schon jetzt überlastet.
Im vergangenen Jahr beschäftigte sich der städtische Ausschuß für Bauen und Verkehr mit Lösungsansätzen. Gemeinsam mit der Stadt Siegburg und der Kreisverwaltung wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, in der die Verkehrssituation in dem zwei Kilometer langen, hier "Schlangensiefen" bezeichneten Abschnitt der Bundesstraße 56 beleuchtet sowie Möglichkeiten der Verbesserung aufgezeigt werden sollten. Nun wurde das Gutachten vorgelegt und beraten.
Schwerpunkt war die Beschleunigung des ebenso vom Staugeschehen betroffenen Linienbusverkehrs auf der Strecke, die von knapp 23.000 Fahrzeugen täglich genutzt wird, davon entfallen 628 Fahrzeuge auf den Schwerlastverkehr. Ein weiteres Augenmerk lag auf der Attraktivierung des Fahrradverkehrs, der derzeit über einen in beiden Richtungen genutzten, zwei Meter breiten Geh- und Radweg geführt wird, welcher auf ganzer Linie durch eine Leitschiene von der Fahrbahn getrennt ist.
Zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs wurde eine 3,50 Meter breite Sonderspur für Busse untersucht, die entweder auf der Nordwestseite der Strecke bei nur einseitiger Nutzbarkeit in Richtung Siegburg (Seitenlage) oder alternativ in Mittellage zwischen den beiden Richtungs-Fahrspuren liegen könnte. In letzterem Fall könnte die Sonderspur in den Morgen- und Nachmittags-Stunden wechselseitig genutzt werden - entsprechend des hohen Verkehrsaufkommens morgens in Richtung Siegburg, nachmittags in Gegenrichtung.
Neben der nur einseitigen Nutzbarkeit hätte die Busspur in Seitenlage den Nachteil, daß sie bei Erreichen des Abzweigs der Zeithstraße nach Stallberg auf den Linksabbieger geführt werden müsste. Hierfür wäre eine zusätzliche Ampel 100 Meter vor der Kreuzung notwendig, die Bussen das Queren der regulären Fahrspur ermöglichen würde. Bei der Mittellage der Busspur wäre eine solche Ampel in Gegenrichtung, kurz vor dem Abzweig der Franzhäuschenstraße (K 13), notwendig, um Bussen die Querung der Fahrspur zur bevorrechtigten Einfahrt in die Haltestelle an der B 56 zu gewährleisten.
Vom Ausschuß für Bauen und Verkehr wurde eine Ausführung der Busspur in der Mittellage zwischen den Richtungs-Fahrspuren favorisiert, jeweils abgetrennt durch eine Doppellinie als Fahrbahnmarkierung. Diese bietet trotz der höheren Kosten von 2,48 Millionen Euro gegenüber 2,25 Millionen Euro (im Falle der Seitenlage) klare Vorteile. Die somit drei Spuren würden auf der Trasse der jetzigen Straße und des benachbarten Radwegs angelegt. Die Gesamtbreite müßte von derzeit 10,40 Meter auf 12,50 Meter ausgeweitet werden.
Als Ersatz für den dadurch wegfallenden Rad- und Gehweg ist ein neuer Zwei-Richtungs-Rad-/ Gehweg auf der Nordwestseite der Fahrbahn vorgesehen. Der dann in der Breite von zwei auf vier Meter verdoppelte Weg würde zwischen 1,75 Meter und vier Meter Abstand von der Fahrbahn entfernt liegen. Der Zwischenraum wird für einen Entwässerungsgraben benötigt. Zum Wald hin ist - wie auch derzeit - teils eine Absturzsicherung in Form eines Holzgeländers notwendig. Die Baukosten werden mit 1,16 Millionen Euro beziffert.
Die vorgestellte Planung sieht vor, daß der Zwei-Richtungs-Rad-/ Gehweg zwischen dem Ortsteil Heide und dem rund 500 Meter entfernten Parkplatz des Begräbniswaldes nicht entlang der Straße, sondern auf der eigens angelegten Zufahrt zum Parkplatz, demnach abseits der Straße geführt wird. Der Ausschuß sprach sich gegen diese Lösung aus und forderte eine Führung entlang der Straße. Bei einer Führung durch den Wald wäre der Radweg von der Straße nicht einsichtig. Zudem müsste sonst eine alternative Zufahrt zum Parkplatz geschaffen werden.
Aus dem Ausschuß gab es weitere Forderungen, die für eine Zustimmung zur Bedingung gemacht wurden. So soll der Zwei-Richtungs-Rad- und Gehweg durchgehend mit Beleuchtung und einem Blendschutz versehen werden, damit Fahrradfahrer/innen nicht von aufgeblendeten Autoscheinwerfern beeinträchtigt werden. Außerdem müsse der Radweg vor dem Baubeginn an der Straßentrasse verlegt werden, damit eine durchgängige Benutzbarkeit gewährleistet ist.
Uneinigkeit herrschte über einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt. So wurde aus der Fraktion der CDU eine Absicherung des Radwegs durch eine Leitplanke gefordert, von Seiten der Grünen wurde dies kritisch gesehen. Dabei bietet der vergrößerte Abstand zwischen Straße und Radweg erfahrungsgemäß keinen Schutz vor "abfliegenden" Fahrzeugen. Gerade der "Schlangensiefen" ist der unfallträchtigste Abschnitt der Bundesstraße 56 zwischen Sankt Augustin und Much. Bislang sorgte die Leitplanke praktisch bei jedem Unfall dafür, daß Fahrzeuge nach Kollisionen nicht auf den Radweg gerieten.
Ein weiteres Detail der Diskussion betraf die Bushaltestelle "Heide Franzhäuschen" nahe der Einmündung der Kreisstraße 13. Dort, so die Anregung, sollte der Rad- und Gehweg separiert werden, um Konflikte der täglich rund 400 Fahrgäste der verschiedenen Buslinien mit dem Fahrradverkehr zu vermeiden.
Die geplanten Verbesserungen der Verkehrsführung verursachen allerdings auch Nachteile für die Natur. Obwohl die Schneise im "Schlangensiefen" in den vergangenen Jahren bereits durch Rodungsarbeiten verbreitert wurde, ist zusätzlicher Flächenbedarf gegeben. Auf der Gesamtlänge von zwei Kilometern ist für die Fahrbahn-Verbreiterung um zwei Meter eine Fläche von 4.000 bis 5.000 Quadratmetern notwendig, für den vier Meter breiten Zwei-Richtungs-Rad-/ Gehweg zusätzliche 10.000 Quadratmeter. Hierfür seien Ausgleichs-Maßnahmen an anderer Stelle erforderlich.
Zum Zeitfaktor eines Umbaus der Strecke konnten seitens des Gutachters noch keine Angaben gemacht werden. Dieses hänge vom zuständigen 'Landesbetrieb Straßen NRW' ab. Letztlich sind auch die Planungs-Kapazitäten und die vorhandenen Mittel entscheidend. Man könne aber davon profitieren, daß der Bund Milliarden in den Radwege-Ausbau investieren wolle. Die Machbarkeitsstudie soll nun an den Baulastträger zur weiteren Planung und Umsetzung weitergereicht werden. (cs)