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Vor vier Monaten wurde das von der Stadt in Auftrag gegebene "Parkraumkonzept" für den Lohmarer Hauptort seitens eines Planungsbüros vorgestellt. Darin wurde - vorausblickend bis zum Jahr 2025 - ein Fehlbedarf von 107 Parkplätzen im Ortszentrum festgestellt. Um gegenzusteuern, schlägt das Konzept eine Mischung aus der Schaffung neuen Parkraums und der "besseren Ausnutzung" bestehender Stellplätze vor.
24 zusätzliche Stellplätze könnten im Park der 'Villa Friedlinde', eine geringere Anzahl an anderen Stellen (Wiese vor der evangelischen Kirche, Raiffeisenstraße) geschaffen werden. Die Hälfte der benötigten Stellplätze könnte durch eine Reduzierung der Höchstparkzeit entlang der Hauptstraße von 120 auf 30 Minuten realisiert werden, wodurch die Zahl der ermöglichten Parkvorgänge erhöht würde.
Der Ausschuß für Bauen und Verkehr hatte im Mai bereits deutliche Einschränkungen angeregt. So sprach man sich - wie vor einigen Jahren schon einmal - gegen eine Erweiterung des Parkplatzes an der Poststraße zuungunsten des Parks aus. Und auch die vorgeschlagene 30-Minuten-Regelung an der Hauptstraße wurde zu einer 60-Minuten-Höchstparkdauer abgemildert. Mit diesen Vorschlägen wurde eine Beteiligung von Bürgern und Gewerbetreibenden beschlossen, bevor eine Entscheidung fallen soll (ausführliche Informationen zum Entwurf des Parkraumkonzepts in unserem Bericht vom 21. Mai ).
Die Beteiligung der Öffentlichkeit wurde nun im Rahmen einer Infoveranstaltung in den Räumen der 'Villa Friedlinde' durchgeführt. Rund 40 Interessierte, darunter aber auch Vertreter der Politik, waren der Einladung gefolgt. Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla stellte das Konzept nochmals in seiner ursprünglichen Form - ohne die seitens der Politik geäußerten Einwände - vor, um wieder auf eine "ausgeglichene Parkraumbilanz" zwischen ermitteltem Bedarf und geplantem Parkplatzangebot zu kommen.
Als dringende Empfehlung bezeichnete er die Reduzierung der erlaubten Parkdauer im Zentrum und eine Bewirtschaftung der Parkplätze zumindest auf dem Frouardplatz, was flexible Parkzeiten von einer bis zu vier Stunden möglich machen würde - allerdings erstmals in Lohmar gegen Bezahlung. Zu viel Parkraum im Zentrum würde durch Dauerparker besetzt, was nachteilig für Geschäftsleute sei. Wie Dauerparken bei der derzeitigen 2-Stunden-Regelung möglich ist, wurde jedoch nicht erläutert.
Zur Schaffung eines Angebots für Dauerparker wurden die Schaffung von Parkpaletten vorgeschlagen (siehe dazu auch Bericht vom 21. Mai ). Aus diesem Grund dürfe das derzeit als Parkplatz genutzte Grundstück Ecke Kirchstraße / Raiffeisenstraße nicht veräußert werden. Priorisierter Standort wäre jedoch der Parkplatz des Stadthauses. Durch die entstehenden Kosten wäre der Bau nur bei einer Bewirtschaftung möglich. Diese aber wäre nur sinnvoll, wenn auch die Stellpätze des Frouardplatzes kostenpflichtig wären, sonst würden die Parkpaletten nicht genutzt. In diesen Parkpaletten könnten auch feste Stellplätze für Dauerparker vermietet werden.
Bürgermeister Horst Krybus bemerkte, man wolle "heute Schwamm spielen" und alle Anregungen für die spätere Entscheidung in einer Sondersitzung des Ausschusses für Bauen und Verkehr aufnehmen. Äußerungen von Gewerbetreibenden, Anwohnern und auch Vermietern gab es reichlich, allerdings dürften sie Stadtplaner, Verwaltung und Politik wenig erfreut haben. Denn die Äußerungen liefen allesamt auf eine Ablehnung einer kürzeren Höchstparkdauer in Lohmar heraus.
Eine Geschäftsinhaberin berichtete von einer ohnehin rückläufigen Kundenfrequenz sowie von Leerständen von Ladenlokalen an der Hauptstraße. Das kostenlose Parken bringe Ruhe beim Kunden, eine 30-Minuten-Regelung wäre eine Katastrophe, auch die Stunden-Regelung unklug. Die Geschäfte würden in ihrer Existenz bedroht. Es sei im Interesse der Geschäftsleute, wenn die Kunden länger verweilen und eventuell auch die Gastronomie besuchen könnten.
Auch bezüglich einer Testphase mit kürzeren Parkdauern war sie skeptisch : "Wenn die Kunden einmal im Kopf haben, das Parken sei (aufgrund verschiedener zulässiger Parkzeiten) kompliziert", würden sie ausbleiben. Von anderer Seite hieß es, daß die meisten Lohmarer nicht im Hauptort wohnen würden. Wege in die Nachbarkommunen seien teils kürzer. Bei kürzeren Höchstparkzeiten in Lohmar könnten vermehrt Entscheidungen fallen, nach Siegburg, Rösrath, Overath oder Seelscheid auszuweichen. "Alle haben Probleme mit Kunden, die nicht mehr kommen", hieß es.
Aber nicht nur Geschäftsleute, auch Anwohner äußerten Bedenken an einer Verkürzung der Parkzeiten. Zahlreiche Altbauten im Ortszentrum können keine eigenen Parkplätze vorweisen, Besucher sind auf öffentlichen Parkraum angewiesen. "Anwohner ohne Neubauten werden ganz vergessen, insbesondere bei Besuch", so ein Statement. "Wir werden vereinsamen als Bewohner des Zentrums", so ein anderer Einwand. Auch ein Hauseigentümer führte Bedenken bezüglich der Vermietbarkeit von Ladenlokalen bei kürzeren Parkzeiten an.
Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla entgegnete, daß die Ansprüche zum Teil zuwiderlaufen, Kompromisse seien notwendig : "Im Zentrum muß Handel, Gastronomie, Dienstleistung mehr im Mittelpunkt stehen als die Anwohner." Man müsse auch für die anderen Verständnis haben, mit einer 2-Stunden-Regelung sei die Hauptstraße überproportional ausgelastet. "Zu Spitzenzeiten bekommen Ihre Kunden keinen Parkplatz", richtete er sich an die Geschäftsleute.
Verkürzte Parkzeiten, die angeblich dem Handel zugute kommen, berücksichtigen aber nicht, daß Kunden bei einem Parkvorgang auch mehrere Geschäfte besuchen wollen. Dies aber ist bei einer Höchstparkdauer von 30 Minuten oder 60 Minuten nicht oder nur eingeschränkt möglich. Eine Reduzierung sei für Geschäfte und Dienstleister ungünstig, war zu hören. Für manche Gewerbetreibende ist die derzeitige 2-Stunden-Regelung unerlässlich, wie die Inhaberin eines Friseursalons betonte, deren Kundinnen teils zwei bis drei Stunden im Geschäft verweilen.
Weitere Vorschläge betrafen die Aufstellung von Parkuhren oder die Ausgabe von Parkausweisen durch die Geschäftsleute. Laut Bürgermeister Horst Krybus werde die Bewirtschaftung nicht priorisiert, aber für die Zukunft angedacht. Die Ausgabe von Ausweisen scheitere daran, daß unklar ist, wie die Kunden beim Parkvorgang an die Ausweise kommen sollen. Weiterhin wurde ein Parkleitsystem für Auswärtige vermißt, um zum Beispiel den Langzeit-Parkplatz am Breiter Weg finden zu können.
Zu bemerken ist auch, daß in den vergangenen Monaten zahlreiche öffentliche Parkplätze im Ortszentrum durch Baumaßnahmen weggefallen waren. So blieben von den (je nach Parkdisziplin) 45 bis zu 50 Stellplätzen auf dem früheren Rathaus-Parkplatz nach der Teilbebauung der Fläche nur 19 öffentliche Stellplätze übrig. Knapp die gleiche Anzahl neuer unterirdischer Stellplätze für Rathaus-Mitarbeiter sind nicht öffentlich nutzbar.
Zudem fielen für die gerade im Prozeß befindliche Verlegung der Bushaltestelle von der Vila-Verde-Straße zum Frouardplatz weitere Plätze weg. 14 Stellplätze gab es vor dem Umbau in den ersten drei Parkreihen des Platzes, künftig sind es an gleicher Stelle nur noch sieben. Im Bereich der derzeitigen Haltestelle an der Vila-Verde-Straße können dagegen maximal drei Stellplätze als Ersatz geschaffen werden. (cs)