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Aufgrund eines ungeheuerlichen Verdachts hat die Polizei heute nachmittag einen 35-jährigen Mann festgenommen, der als Zuwanderer in der von der Stadt eingerichteten Unterkunft im ehemaligen China-Restaurant in Lohmar wohnte, in dem derzeit 28 Personen untergebracht sind. Der 35-jährige Syrer war erst im Dezember mit seiner insgesamt fünfköpfigen Familie nach Lohmar gekommen und von der Stadtverwaltung mit einer weiteren Familie in einer gemeinsamen Wohnung im Obergeschoß des Hauses an der Hauptstraße einquartiert worden. Dort bewohnten die Familien je ein Zimmer und teilten sich Küche und Bad.
Um 16.35 Uhr hatte ein Zeuge die Polizei alarmiert. Er hatte beobachtet, wie Kinder aus Fenstern der Wohnung herausgestürzt oder aber herausgestoßen worden sind. Das siebenjährige Mädchen und der fünfjährige Junge erlitten beim Aufprall auf den jeweils gepflasterten Boden schwere Verletzungen. Weiterhin wurde ein einjähriges Kleinkind leicht verletzt. Wie dies geschah, konnte die Polizei noch nicht sicher ermitteln. Ein Großaufgebot an Rettungskräften mit drei Rettungswagen-Besatzungen und mehreren Notärzten - einer davon kam per Hubschrauber, mußte aber abseits des Schauplatzes landen - versorgten die verletzten Kinder und die offenbar aufgelöste Mutter.
Die beiden älteren Kinder wurden aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen in die Uniklinik Bonn beziehungsweise das Klinikum nach Köln-Merheim eingeliefert. Das Kleinkind und seine Mutter wurden zur Kinderklinik nach Sankt Augustin gebracht. Währenddessen erfolgte die Festnahme des 35-jährigen Vaters, gegen ihn besteht der Verdacht eines versuchten Tötungsdelikts. Noch ist aber unklar, ob es sich um einen Unfall oder eine Straftat handelte. Gegen die Unfalltheorie spricht, daß die beiden Kinder aus getrennten Räumen auf verschiedenen Seiten des Hauses zu Boden stürzten. Die Fallhöhe betrug dabei ungefähr 4,50 Meter.
Aufgrund des Verdachts und der Schwere der möglichen Tat richtete die Bonner Polizei eine Mordkommission ein. Nach drei Stunden trafen Experten der Spurensicherung an der Unterkunft ein, die die Spuren am Boden und in der Wohnung akribisch erfaßten, Maße aufnahmen und bei den Rettungsarbeiten zurückgebliebene Kleidungsstücke erfaßten. Damit der einsetzende leichte Regen keine Spuren vernichten kann, hatte die Freiwillige Feuerwehr zuvor zwei mobile Zeltdächer aufgespannt. Zudem sorgten die Wehrleute für die Ausleuchtung des möglichen Tatorts. Sollte es sich um ein Verbrechen gehandelt haben, so gibt es zum Motiv noch keine Erkenntnisse.
Da die eintreffenden Rettungsfahrzeuge die Hauptstraße in Richtung Donrath versperrten und die Polizei kurz darauf auch die Gegenrichtung abriegelte, kam es im ohnehin an dieser Stelle schon angespannten Berufsverkehr zu chaotischen Verhältnissen. Durch das gesamte Lohmarer Ortszentrum staute sich der Verkehr bis auf die Zufahrtsstraßen von Siegburg und Altenrath zurück. Da viele Autofahrer versuchten, den Stau ohne Aussicht auf Erfolg über die parallele Altenrather Straße zu umfahren, war bald alles blockiert. Später konnte der geringer gewordene Verkehr die Sperrstelle über den Mühlenweg umfahren. Die einsatzbedingte Blockade der Hauptstraße dauerte indes noch bis in die späten Abendstunden an. (cs)