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Vielleicht sind die allmählich aus der Mode gekommenen Landkarten doch praktikabler als Navigations-Systeme - zumindest was den Schwerlastverkehr betrifft. Allzuoft schon haben sich schwere LKW auf für ihre Fahrzeugklasse völlig ungeeigneten Wegen festgefahren. Dies war gestern Nachmittag zwar nicht der Fall, doch eine besondere Eignung für einen Sattelzug mit Tankcontainer weist die schmale und kurvenreiche Kreisstraße 16 zwischen Neuhonrath und der Oberstehöher Straße (Landesstraße 84) nicht auf.
Auf dem Weg vom Chemiepark in Marl (Ruhrgebiet) war der 68-jährige LKW-Fahrer in Lohmar(-Süd) von der Autobahn 3 abgefahren. Sein Ziel war ein Hersteller von Wasch- und Reinigungsmitteln in Much-Bövingen. Sein Navigationsgerät leitete den Gelsenkirchener aber nicht auf die B 56 oder die B 507 nach Much, sondern zunächst in Richtung Wahlscheid. Nachdem er einen Auffahrunfall vor der Donrather Kreuzung passiert hatte, wurde er auf die B 484 gelotst.
Wegen der mit Schildern angezeigten Sperrung der Landesstraße 84 nördlich von Kern auf Overather Stadtgebiet konnte er nicht wie von seinem Leitsystem gefordert bei Kreuznaaf abbiegen. Also fuhr er weiter geradeaus, bis er bei Neuhonrath auf besagte Kreisstraße 16 geleitet wurde. Daß er damit ebenfalls in der Vollsperrung auf der Landesstraße 84 gelandet wäre, konnte der Gelsenkirchener nicht wissen. So weit kam er aber gar nicht mehr. Auf der Steigungsstrecke kam ihm in einer Linkskurve kurz hinter dem Abzweig nach Grünenborn ein PKW entgegen. Dieser sei nicht am Fahrbahnrand gefahren und habe zudem sein hohes Tempo bei der Talfahrt trotz des entgegenkommenden LKW nicht reduziert.
Beim Ausweichmanöver geriet der knapp 36 Tonnen schwere Sattelzug auf das Bankett zwischen Fahrbahn und Leitplanke und driftete binnen weniger Meter gegen die Sicherheitseinrichtung, bis alle rechtsseitigen Reifen vom Asphalt abgekommen und leicht eingesunken waren. In rund 25 Grad Schräglage kam das Gespann zum Stehen. Die Leitplanke hatte sich weit verformt, hielt dem Druck des Gewichtes aber stand. Dennoch drohte der Sattelzug jederzeit in den geschätzt 50 Meter tiefen, bewaldeten Siefen abzustürzen, falls die Leitplanke nachgeben sollte. Der 68-jährige konnte der Fahrerkabine derweil unverletzt entsteigen.
Die alarmierte Freiwillige Feuerwehr - im Einsatz waren die Löschgruppen Wahlscheid und Scheiderhöhe - begann sofort mit der Sicherung des Fahrzeugs, indem die Seilwinde eines Löschfahrzeugs und ein weiterer Seilzug angeschlagen wurden. Dafür mußten die Einsatzkräfte zunächst die hohe Böschung auf der Gegenseite mittels Leitern erklimmen, um die Stahseile an Bäumen zu befestigen beziehungsweise umzulenken. Glücklicherweise waren weder der Tank des LKW noch der Flüssigkeits-Container beschädigt worden. In diesem befanden sich 19,8 Tonnen eines zähflüssigen Grundstoffs für die Waschmittel-Produktion.
Nach der Heranschaffung und der Einrichtung von Spezialfahrzeugen und Material konnte die Bergung des Sattelzugs erst nach 21 Uhr beginnen. Ein Autokran der Firma Salgert hob den Auflieger samt Container rechtsseitig an, so daß ein LKW-Abschleppwagen das Gespann komplett auf die Fahrbahn zurückziehen konnte. Dieses hatte kaum Schaden genommen, nur ein paar leichte Kratzer und ein zerbrochenes Rücklicht waren festzustellen. So konnte der LKW seine Fahrt nach Much aus eigener Kraft fortsetzen - sicherheitshalber zunächst zurück nach Lohmar, dann über die geeigneteren B 507 und B 56 zum Zielort. Die Vollsperrung der K 16 konnte nach Abbau des Kranes gegen 22.30 Uhr aufgehoben werden.
Der Fahrer eines PKW, der zum Unfallzeitpunkt hinter dem Sattelzug herfuhr und Angaben zum Unfallgeschehen bestätigen, eventuell sogar nähere Informationen zu dem entgegenkommenden PKW machen kann, wird gebeten, sich mit dem Verkehrs-Kommissariat der Polizei unter der Rufnummer 02241 / 5413121 in Verbindung zu setzen. (cs)