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Vor einem Monat hat der Stadtrat die Gründung eigener Stadtwerke eingeleitet, die den Wasser-, Strom- und Gasbezug aus einer Hand abdecken sollen (wir berichteten). Inzwischen sind die Verhandlungen mit der 'RheinEnergie AG', die eine Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent übernimmt, fortgeführt worden, so daß die Zeitachse und Details geklärt sind. So konnte der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig die Gründung des neuen Unternehmens mit Wirkung zum 01. Januar 2012 beschließen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz informierten Stadtverwaltung und 'RheinEnergie' gestern über Struktur und Angebotsspektrum der zukünftigen Stadtwerke.
Bürgermeister Wolfgang Röger stellte die Bürgernähe des neuen Unternehmens in den Vordergrund. Die Kommunalisierung der Energieversorgung diene der Lokalisierung im Gegensatz zur fortschreitenden Globalisierung. Lohmarer Bürger könnten Grundbedürfnisse der Daseinsfürsorge, den Bezug von Trinkwasser und Energie, damit aus einer Hand beziehen. Durch die verwaltungsmäßige Ansiedlung der Stadtwerke im Stadthaus an der Hauptstraße stünden den Kunden zudem Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung, würde die gewünschte Kundennähe geschaffen.
Der 51-prozentige Anteil, den die Kommune an dem Unternehmen halten wird, sorge zudem für eine ausreichende Sicherung des städtischen Einflusses. Auch die Vorsitzenden der Gremien der Gesellschaft sollen seitens der Stadt besetzt werden, als Geschäftsführer wird Beigeordneter Michael Hildebrandt genannt. Mitreden will man ebenso bei energiewirtschaftlichen Fragen, wie zum Beispiel bei der Förderung regenerativer Energien.
Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzender der 'RheinEnergie', betonte, daß die Thematik sofort das Interesse seines Unternehmens geweckt hätte. Die Zusammenarbeit mit der Kommune in Form von Stadtwerken - wie die 'RheinEnergie' es mit Troisdorf schon seit Mitte der 90er-Jahre handhabt - führe zu einer Ortsnähe und einem Kundenvertrauen, das "nicht zu toppen" sei. Zudem wolle man nicht nur Arbeitsplätze in Lohmar schaffen, sondern, soweit es das Vergaberecht zuläßt, auch Lohmarer Unternehmen durch Aufträge unterstützen.
Strategisch ist ein Ausbau der Kundenzahl geplant. Derzeit beziehen alle der rund 14.000 Haushalte in Lohmar Wasser von der Stadt, gut 80 Prozent der Haushalte Strom von der 'RheinEnergie'. Im Gas-Geschäft ist man vor Ort bislang nicht vertreten, hier ist die Siegburger 'rhenag' Platzhirsch. Doch das will man ändern, Ziel sei, auch hier den Status des Grundversorgers zu erlangen - sprich, die größte Zahl der Bezieher in Lohmar zu beliefern. Ein Konkurrenzkampf von Stadtwerken und 'rhenag' im Bereich Strom und Gas ist also zu erwarten. Auch will man sich nicht auf die Grenzen Lohmars beschränken, sondern auch Kunden außerhalb der Kommune gewinnen, was aber keine Priorität habe. Die 'RheinEnergie' strebt zudem weitere regionale Kooperationen im Großraum Köln an.
Für die Lohmarer Bürger, die derzeit Strom von der 'RheinEnergie' beziehen, ändere sich nichts. Die Verträge gehen auf die neue Gesellschaft über, ohne daß die Kunden aktiv werden müssen, das gleiche gilt für den Bereich der Wasserversorgung. Auch preislich werde sich zunächst nichts ändern : "Es wird auf keinen Fall teurer werden", so das Versprechen. Finanzielle Vorteile für Kunden, die Strom und Gas von den Stadtwerken beziehen, seien demgegenüber aber zu erwarten. Darüber hinaus soll baldmöglichst auf Wunsch Strom aus regenerativen Quellen, später auch Bio-Gas angeboten werden.
Das neue Unternehmen hat ein weiteres Ziel : Im Jahr 2013 läuft der Konzessionsvertrag für das Stromnetz im Stadtgebiet aus, den derzeit die 'RWE' besitzt. Ein Jahr später endet derjenige für das Gasnetz, das momentan von der 'rhenag' betrieben wird. Die Stadtwerke Lohmar, so die klare Aussage, werden auf jeden Fall zu den Bietern bei der Neuvergabe zählen. Auch die Gründung einer eigenen Netzgesellschaft "wäre nicht überraschend".
Im Dezember sollen alle bisherigen Kunden des Wasserwerks und der 'RheinEnergie' über das weitere Verfahren informiert werden. Der Übergang der Kundenverhältnisse in die neue Gesellschaft ist bis zum Sommer 2012 vorgesehen. Am liberalisierten Energiemarkt ändert der neue Zusammenschluß natürlich nichts, alle Verbraucher können bei Strom und Gas weiterhin zwischen Grundversorger, regionalen Anbietern, Internet-Angeboten oder auch reinen Ökostrom-Anbietern wählen - Preis, Leistung und Gewissen dürften ausschlaggebend sein. (cs)