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Nachdem die Holzbrücke über die Agger an der Schiffarther Straße (K 39) vor kurzem erst aufwendig überholt worden war, müssen Anlieger in der Zukunft mit einer erneuten Sperrung leben, die möglicherweise längerfristig andauert. Grund ist der Stark- und Dauerregen vom Samstag. Die Agger stieg bis gegen 23 Uhr auf einen Stand von rund 4,10 Meter an (Pegel Lohmar). Problematischer als das Wasser war für die Brücke jedoch das Treibgut, das der Fluß mit sich führte. Massive Baumstämme, die oberhalb in die Agger gestürzt oder als Totholz von ihren Ufern mitgerissen worden waren, fingen sich an den zahlreichen Stützen der Brücke. Immer mehr Treibgut staute sich auf, bis auch kleinere Äste hingenblieben.
Am Ende türmte sich das Treibgut meterhoch auf, mehr als die Hälfte des Lichtraums unter der Brücke war undurchlässig - mit der Folge, daß sich das Wasser, das mit hoher Fließgeschwindigkeit auftraf, ebenfalls aufstaute und sich einen Weg um das Treibgut herum suchen mußte. Bis der Wasserstand am späten Abend wieder leicht zurückging, hatte der erzeugte Druck die seit dem Nachmittag für den Verkehr gesperrte Holzbrücke in ihrer Mitte leicht angehoben und rund 30 Zentimeter in Fließrichtung eingedrückt. Blickte man entlang der Fahrbahn, war ein deutlicher Knick in der Konstruktion erkennbar.
Eine Entfernung des Treibguts von der Brücke aus war aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Es bestand die Gefahr, daß die gesamte hölzerne Konstruktion dem Druck nachgibt und zusammenstürzt. Um die Baumstämme mit schwerem Gerät auseinanderzuziehen, wurde das in Siegburg stationierte 'Technische Hilfswerk' angefordert. Eine erste Überlegung, das Treibgut zu sprengen, wurde nach der Begutachtung vor Ort verworfen. Die Druckwelle hätte auch die Brücke selbst zusätzlich beschädigt. Außerdem hätte das schlagartige freigesetzte Treibholz die flußabwärts gelegene alte Betonbrücke bei Kreuznaaf gefährdet. Diese wurde vorsorglich ebenfalls gesperrt. Medienberichte, die eine Sprengung der Holzbrücke bei Wahlscheid vermelden, sind frei erfunden.
Als Alternative zur Entfernung des Treibholzes ließen sich Einsatzkräfte mit dem Korb der Drehleiter über das Totholz schwenken. Von dort aus wurde die Schlaufe eines Stahlseils um den größten Baumstamm gelegt. Mit Hilfe eines schweren Radladers des 'THW' wurde dieser gegen 1.00 Uhr nachts aus dem angehäuften Treibgut gezogen und am Ufer zerlegt. In dieser Weise wollte man in der Nacht fortfahren. Als "Kollateralschäden" wurden ein Telefonmast, ein Ortsschild und ein Verkehrsschild von dem gestrafften Stahlseil gefällt. Eine Leitplanke mußte durchtrennt und demontiert werden.
Noch in der Nacht kam die Frage auf, ob die Folgen der starken Niederschläge hätten gemildert werden können. Da die Wetterlage durchaus nicht unerwartet eintraf, hätte die 'Aggertalsperre' im Oberlauf des Flusses im Vorfeld als Regulativ genutzt werden können. Am Abend aber soll die Talsperre so voll gewesen sein, daß man nicht weiter anstauen und den Durchlauf daher nicht mehr drosseln konnte.
Am Tag danach sind die Schäden an der Holzkonstruktion der Brücke noch deutlicher zu erkennen. Neben der Verschiebung des Brückenaufbaus in der Mitte des Bauwerks werden auch Veränderungen an den Pfeilern offenbar. So wurde die schräg gegen die Fließrichtung gestellte Stütze des zweiten Pfeilers der Ostseite komplett herausgerissen, ihre obere Lagerung ist ausgebrochen. Die Brücke, an deren Südseite auch Ver- und Entsorgungsleitungen verlaufen, bleibt auf unabsehbare Zeit gesperrt. Dies gilt derzeit auch für den Fußgängerverkehr, vorgesehene Sicherungsmaßnahmen sollen ein Überqueren verhindern. (cs / lö)