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Als ein eigentlich öffentlich zugängliches Gelände, das "nach und nach zum Hochsicherheitstrakt mutiert", bezeichnete 'Grünen'-Fraktionschef Horst Becker in der Sitzung des Stadtrates am Dienstag die Kleingarten-Anlage zwischen Lohmar und Donrath. Und lag damit in der Sache nicht einmal weit von der Auffassung der ganz überwiegenden Mehrheit der Ratsmitglieder entfernt. Stein des Anstoßes ist die Umzäunung der Anlage, deren Tore entgegen eines klaren Vertrages mit der Stadt tagsüber oftmals oder gar zumeist verschlossen sind. Damit ist die direkte Wegeverbindung zwischen dem Lohmarer Wohngebiet und Donrath abgeschnitten. Fußgänger und Radfahrer sind gezwungen, auf einen längeren, durch Sträucher uneinsichtigen und deutlich schlechteren Weg um die Anlage herum auszuweichen.
"Es ist eine Sauerei, so wie es gelaufen ist", konstatierte auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, Horst Krybus, die Lage. Der Pachtvertrag des im Besitz der Stadt befindlichen Geländes beinhaltet, daß die Wegebeziehung erhalten bleibt. Beim Bau des Zubringers zur Autobahn wurde eigens eine Unterführung gebaut, um den Weg nicht abzuschneiden. Kommt man nun aber von Donrath, steht man kurz hinter dem Tunnel vor einem verschlossenen Tor und muß ausweichen. Dabei handele es sich nicht um wenige Einzelfälle, sondern vielmehr sei dies die Regel, so Horst Becker. Manchmal sei auch nur das Eingangstor der Anlage unverschlossen, Spaziergänger und Radfahrer werden dann aber 200 Meter entfernt, am anderen Ende der Anlage, vom nächsten Tor ausgebremst und müssen umkehren. Ein Test am Tag nach der Ratssitzung bestätigte genau diese Situation.
Die Forderung nach Öffnung der Anlage hatte auch Annemarie Nolting im Namen der Seniorenvertretung der Stadt in der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung gestellt. Schon 2006 habe man einen entsprechenden Antrag eingebracht und über 100 Unterschriften von Donrather Bürgern vorgelegt.
Die Kleingärtner begründen die Notwendigkeit des Zaunes und der Tore mit der Befürchtung, sonst dem Diebstahl, dem Vandalismus und der "Hundeverkotung" ausgeliefert zu sein. Die an den Toren des Geländes ausgehängte "Gartenordnung" aber weicht schon vom Vertrag mit der Stadt ab, wörtlich : "Die Öffnung ist abhängig von der Anwesenheit eines Mitglieds und wenn der Bereich und die Situation überschaubar sind. Die Tore im Teil 'Erweiterte Kleingartenanlage' sind ... aufzuschließen, wenn unmittelbare Anrainer-Pächter anwesend sind." Genau diese Tore sind für den Durchweg nach Donrath aber entscheidend, die Einschränkung vertraglich unzulässig. Hunden wird der Zugang gänzlich untersagt.
Beschwerden bei den Kleingärtnern würden ignoriert, war zu erfahren. Beigeordneter Michael Hildebrandt bestätigte auf Anfrage in der Sitzung, daß mit dem Kleingartenverein bei jeder Beschwerde Kontakt aufgenommen worden wäre. Die zugesagte Abhilfe war offenbar nicht von dauerhafter Wirkung. Aufgrund des nun schon jahrelang anhaltenden Ärgernisses war der Stadtrat nicht mehr zu einer abwartenden Haltung bereit. Die ursprüngliche Forderung der 'Bündnis 90 / Grünen', die Tore nun gänzlich abzubauen, kam nicht zum Tragen. Stattdessen einigte man sich auf den Passus, daß die Tore der Anlage künftig tagsüber offenstehen müssen. Ein reines Aufschließen reicht nicht mehr aus, Radfahrer sollen nicht zum Absteigen gezwungen werden, indem sie die Tore erst öffnen müssen. Älteren Menschen sei das Öffnen der schweren Tore auch gar nicht zuzumuten.
Um zu verhindern, daß auch diese Forderung ignoriert wird, muß der Kleingartenverein - ausdrücklich auf eigene Kosten - Zeitschlösser an den Toren anbringen, die die Zugänge tagsüber automatisch entsperren und somit den Weg freigeben. Bei Nichtbefolgung der neuen Auflagen "läuft alles auf eine Vertragsauflösung hinaus, andere Instrumente sehe ich derzeit nicht", so Bürgermeister Wolfgang Röger. Mit großer Mehrheit beschloß der Rat nach mehr als einstündiger hitziger Diskussion den Auflagenkatalog, einzig die 'UWG' konnte sich dem Beschluß nicht anschließen, sie wollte es bei neuerlichen Ermahnungen belassen. (cs)